Werbung

Artikel

“Kinect für Windows eignet sich auch für kleinere Räume”

Jan-Hendrik Fleischer

Jan-Hendrik Fleischer

  • Aktualisiert:

Gunter Logemann ist als Developer Evangelist nicht nur für Windows 8, sondern auch für Innovationsthemen zuständig. Sein spezielles Interesse an der Bewegungssteuerung Kinect hängt mit der Möglichkeit im Robotik-Bereich zusammen. Kinect erkennt über ein kleines Gerät Personen vor dem Rechner und bringt Bewegungen in geeignete Programme. Der zweite Teil unseres Interviews widmet sich Kinect für Windows.

OnSoftware: Kinect ist eine Bewegungssteuerung aus dem Spielebereich. Wie funktioniert Kinect?

Gunter Logemann: Kinect besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten. Das ein Infrarotsender, der ein Infrarotgitter über das legt, was vor Kinect steht. Dann gibt es eine Infrarotkamera, die dieses Bild auswertet. Schließlich gibt es eine RGB-Kamera, die ein sichtbares Bild ermittelt. All das wird über eine komplexe Software zusammengeführt und man kann daraus ein Tiefenbild ermitteln. In der Kombination aus Tiefenbild und RGB-Bild kann man beispielsweise eine Skeletterkennung durchführen.

OnSoftware: Hinter jedem Skelett steckt auch ein Mensch. Wie viele Personen kann Kinect auseinander halten?

Gunter Logemann: Im Moment sind es zwei. Das kommt direkt aus der Spieleentwicklung von Kinect für Xbox. Zwei Skelette sind derzeit das, was sinnvoll ist und was der Treiber unterstützt.

OnSoftware: Kinect für Spielkonsolen setzt einen Mindestabstand von 80 Zentimetern voraus – eine Menge für kleine Räume. Braucht man für Kinect für Windows ein großes Zimmer?

Gunter Logemann: Kinect für Windows hat zusätzlich einen sogenannten Near-Mode, das heißt der Abstand von 80 Zentimetern wird auf 40 Zentimeter reduziert. Damit kann man Kinect auch im normalen Büroalltag oder in kleineren Räumen verwenden.

Kinect für Windows ist für kommerzielle Anwendungen vorgesehen.

OnSoftware: Wodurch unterscheidet sich Kinect für Windows sonst von Kinect für Xbox 360?

Gunter Logemann: Die Konsolenversion ist für Spiele entwickelt worden. Die Desktop-Version hat elektrisch längere Zuleitungen und ist für Windows optimiert, hat aber auch eine andere Kennung, so dass man Kinect für Windows erkennen und kommerzielle Applikationen starten kann. Das Kinect SDK, das davor existierte, war eine reine Testversion, womit man Applikationen entwickeln, aber nur in nichtkommerziellen Anwendungszenarien veröffentlichen durfte. Das ist auch der größte Unterschied: Kinect für Windows monetarisiert sich selbst und nicht über Spiele…

OnSoftware: Das erklärt den höheren Preis von Kinect für Windows?

Gunter Logemann: Genau.

OnSoftware: Sehen Sie in der Windows-Version von Kinect gar kein Potenzial für Spiele?

Gunter Logemann: Durchaus. Das wird sicherlich irgendwann mal kommen. Vornehmlich sehen wir aber professionelle Anwendungen, etwa in der Medizintechnik.

OnSoftware: Warum gibt es so wenig Software für Kinect für Windows?

Gunter Logemann: Das wird jetzt alles der Reihe nach entstehen. Es ist erstmal eine Research-Geschichte (Forschung). Und im Research-Bereich gibt es sehr, sehr viele interessante Anwendungszenarien. Bis das in ein kommerzielles Produkt umgesetzt wird, dauert ein wenig.

OnSoftware: Werden wir unsere Rechner in fünf oder zehn Jahren nur noch per Sprache und Körperbewegung bedienen?

Gunter Logemann: Ich glaube, es ist immer benutzerabhängig und auch benutzerszenarienabhängig. Stellen Sie sich vor, man müsste Excel mit Kinect bedienen. Ich glaube nicht, dass das ein Anwendungszenario ist. Kinect für Windows ist eher für Präsentationen oder in der Medizintechnik geeignet. Als Standardanwendung habe ich aber so meine Zweifel.

OnSoftware: Welches ist ihr Lieblings-Programm außerhalb des Microsoft-Katalogs, das Sie auf Ihrem Privat-Rechner nicht vermissen möchten?

Gunter Logemann: Ich bin aktiv in der Robotik-Szene. Dort gibt es verschiedene Compiler. Die sind in aller Regel nicht von Microsoft.

OnSoftware: Vielen Dank für das Gespräch.

Zum ersten Teil des Interviews: “Windows 8 ist mehr als die neue Metro-Oberfläche”

Alle Artikel zur CeBIT 2012

Jan-Hendrik Fleischer

Jan-Hendrik Fleischer

Editorialrichtlinien